Dürfen wir vorstellen:
„Glycine max“, besser bekannt als Soja. Die japanische Bohne wird geliebt und gehasst, gleichgültig lässt sie niemanden. An sich ist die Pflanze aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler harmlos. Langstielige Stauden mit weißen Blüten. Aber die Hülsenfrüchte stecken einerseits voller Proteine, enthalten reichlich Ballaststoffe und liefern gut verwertbare Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe. Andererseits sättigen sie nicht nur, sie verwüsten auch. Das liegt nicht daran, dass immer weniger Menschen Fleisch essen und durch Alternativen wie Soja ersetzen. Vielmehr sorgt der globale Appetit auf Fleisch für den Anbau-Boom. Schließlich wird der Großteil des Sojas als Tierfutter verwendet. Und dafür werden oft riesige Waldflächen gerodet.
FALSCHER ZWILLING
In die Kritik geraten ist Soja wegen so genannter Isoflavone. Die Pflanzenstoffe ähneln dem menschlichen Hormon Östrogen. Sie sind nicht identisch damit, können aber in unserem Körper an die gleichen Hormonrezeptoren andocken. Dort wirken sie entweder wie die weiblichen Geschlechtshormone oder haben einen umgekehrten Effekt, weil sie echte Östrogene in ihrer Wirkung behindern. Wann uns das hilft und wann das krankmachen kann? Da rätselt die Forschung noch. Zwei bis fünf Portionen Soja pro Tag gelten aber als verträglich.
GESTALTWANDLER
HAUSGEMACHTE SOJAMILCH
- 1 Tasse getrocknete Sojabohnen über Nacht in Schüssel mit Wasser quellen lassen. Wasser abgießen und weiche Bohnen gut abspülen.
- Bohnen mit doppelter Menge frischem Wasser pürieren.
- Nudelsieb mit Geschirrhandtuch auslegen und Sojabrei in einen Topf abseihen. Rest auspressen und Schaum abschöpfen.
- Die Rohmilch aus Soja auf 45 °C erhitzen und unter ständigem Rühren 10 Minuten köcheln lassen. Auf keinen Fall kochen!
- Fertige Sojamilch nach Geschmack mit Wasser verdünnen oder süßen.
MAO MOCHTE KEINE SOJASAUCE
Das hat der Chefkoch des chinesischen Kommunistenführers, Cheng Ruming, mal verraten. Mao soll sich vor den Käfern, Wanzen und Würmern geekelt haben, die es damals noch von den Sojafeldern bis in die Gärfässer schafften.
WELTWEITE SOJA-ANBAUFLÄCHE
Aufgrund der Nachfrage nach Soja ist die Anbaufläche weltweit enorm gewachsen: von 2000 bis 2018 von rund 70 Millionen Hektar auf mehr als 120 Millionen Hektar – Deutschland würde da locker dreieinhalb Mal hineinpassen. Die jährliche Sojaproduktion verdoppelte sich seitdem auf 350 Millionen Tonnen.
Dreiviertel der weltweiten Sojaernte werden zu Tierfutter verarbeitet. Auch Scharen deutscher Schweine, Hühner und Kühe fressen Import-Soja – und das ist oft genmanipuliert. Fleisch, Eier oder Milch von Tieren, die mit Schrot aus genveränderten Bohnen gefüttert wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden.
LEXIKON
Soy Boy, der
(Liebhaber von sojabasierten Produkten)
So|ja|li|sa|ti|on, die
(Prozess des Einbauens von Sojaprodukten in die Ernährung)
So|jan|ka, die
(Suppe mit einer Einlage aus gebratenen Tofuwürfeln)
FOTO / ILLUSTRATION Tidian Camara