12. November 2020 | Ausgabe 20

Drum & Dran

Blick von oben: Auf einem orangen Untergrund liegt diverser Plastikmüll verteilt. Zu sehen sind Pflanzenanzuchtbecher, Gemüsenetz, Plastikflasche, Jogurtbecher, Assietten und anderes.
KONZEPT & STYLING Sweet Sneak Studio | FOTOS Morten Bentzon

Eine Kopenhagener Agentur hat ein Menü fotografiert: vier Gerichte inmitten ihrer Verpackungen. Dabei nimmt der Betrachtende an einer Tafel Platz, die jenen Müll sichtbar macht, den wir sonst gleich in der Wertstofftonne verschwinden lassen. Bon Appetit!

Auf der linken Seite des Bildes steht „Vorsuppe“, auf der rechten Seite sieht man eine fertig gekochte rote Vorsuppe mit Sahnehäubchen und den drumherum den für dieses Gericht angefallenen Plastikmüll.
Ein paar Knollen Rote Bete, Zwiebeln, Sahne, Kräuter, Gewürze – mehr braucht es eigentlich nicht für eine schmackhafte Vorsuppe. Die dänische Agentur Sweet Sneak Studio zeigt dagegen, dass das nicht stimmt. In ihrem Fotoprojekt „The Waste Series“ bringt sie auf den Tisch, was dabei an Verpackungsmüll anfällt. „Das Ergebnis war erwartungsgemäß beunruhigend und doch unglaublich“, erklärt Theresa Blank Schjønning, eine der fünf Gründerinnen.
Auf der linken Seite des Bildes steht „Quiche“, auf der rechten Seite sieht man eine verzehrfertige Quiche in einer Auflaufform und den drumherum den für dieses Gericht angefallenen Plastikmüll.

Verpackungen sind aus dem Lebensmittelhandel nicht wegzudenken. Sie schützen die Waren, halten sie frisch und machen sie haltbarer. Die Verpackungsindustrie sucht etwas halbherzig danach, weniger erdölbasierte Kunststoffe zu verwenden – etwa durch dünnere Folien oder andere Verschweißungen –, aber am Grundprinzip ändert das nichts. „Als kreatives Studio, das innovativ mit Lebensmitteln arbeitet, sind wir ständig mit dem Problem der reichlichen Verwendung von Kunststoff in Lebensmittelverpackungen konfrontiert“, sagt das Team von Sweet Sneak Studio. „Mit der Abfallserie wollen wir die Sicht auf die Schönheit von Lebensmitteln herausfordern und gleichzeitig die hässliche Seite nicht verstecken.“

Auf der linken Seite des Bildes steht „Pasta“, auf der rechten Seite sieht man eine fertig gekochte Pasta mit Besteck und den drumherum den für dieses Gericht angefallenen Plastikmüll.

Beim Betrachten der Bilder entsteht eine gewisse Hilflosigkeit. Selbst für einfachste Gerichte wie Spagetti mit Tomaten und Käse bleiben Verpackungen verschiedener Plastiksorten zurück. Jede davon muss in Sortieranlagen ihrer Fraktion zugeordnet, zu sortenreinen Quadern gepresst und in Recyclingwerken gesäubert, zerkleinert und aufgeschmolzen werden. Das braucht mehr Energie und Wasser als das Nudelgericht.

Auf der linken Seite des Bildes steht „Cheesecake“, auf der rechten Seite sieht man den angerichteten Käsekuchen auf einem Teller und den drumherum den für dieses Gericht angefallenen Plastikmüll.

Nach eigenen Aussagen der Macherinnen zog das Projekt „The Waste Series“ weite Kreise. Den alltäglichen Wahnsinn auf den Tisch zu bringen, lädt offenbar dazu ein, sich an selbigen zu setzen und sich darüber auszutauschen. „Wir haben keine Lösung, hoffen aber, damit Designer auf der ganzen Welt zu inspirieren.“

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